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Friedrich Christian Laukhard
geboren 1757 Wendelsheim
gestorben 1822 Bad KreuznachFriedrich Christian Laukhard geboren 1757 Wendelsheim gestorben 1822 Bad Kreuznach

Friedrich Christian Laukhard

*7.6.1757 in Wendelsheim 29.4.1822†

Politischer Schriftsteller

Wenn wir von Goethe oder Herder reden, von Kant und Fichte,

so dürfen wir nicht Magister Laukhard verschweigen“

 

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Friedrich Christian Laukhard, ein wichtiger Verbreiter der Aufklärung!

 

Laukhard-Trullo wird das weiße Häuschen in der Weinlage Rembis in Wendelsheim seit einigen Jahren genannt.  Friedrich Christian Laukhard, 1757 in Wendelsheim geboren, lange Jahre in Vergessenheit geraten, war ein bedeutender Spätaufklärer. Mit dem nachfolgenden Beitrag soll Laukhard`s gesellschaftliches, politisches und philosophisches Umfeld etwas beleuchtet werden.

 

Der Begriff der Aufklärung ist verbunden mit der frühmodernen Verurteilung des Mittelalters (MA) als eine Epoche der Dunkelheit und des finsteren Aberglaubens. Die Neuzeit sollte der Dunkelheit des MA das Licht der Erkenntnis entgegensetzen. Max Weber spricht sehr griffig von der Entzauberung der Welt.

In den Jahren zwischen 1730 und 1740 bekämpfte die Aufklärung noch immer die traditionelle und scholastische Gegenströmung, jetzt im Bewusstsein, mit  der gesamten Vergangenheit zu brechen und sich von hergebrachten Autoritäten zu lösen. Der Schwerpunkt der Aufklärung wird zwischen 1750 und 1780 gesehen. Technologische und politische Umwälzungen die die Welt entscheidend veränderten, machen es möglich die Frühe Neuzeit gegenüber dem MA und dem 19. Jahrhundert abzugrenzen. Der Buchdruck brachte eine neue Öffentlichkeit hervor, die Reformation veränderte Europas Bündnisse und das Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern, die Verbesserung der Lesefähigkeit usw. Die damalige öffentliche Diskussion politischer und gesellschaftlicher Prozesse spielen eine zentrale Rolle in der aktuellen Definition der Aufklärung.

Anders ausgedrückt, fortschrittlich gesonnene Menschen des 18. Jahrhunderts in allen Lebensstellungen hatten sich die Aufklärung zum Ziel gesetzt, d.h. die Mündigkeit der Vernunft. Die Erfahrung sollte nicht mehr durch geschlossene Denksysteme verkürzt, das Denken und Handeln nicht durch autoritäre Lehren und Vorurteile gegängelt werden. Politisch kämpften die Aufklärer für Toleranz und Freiheit des Gedankenaustauschs.

Laukhard war gebürtiger Pfälzer, Wendelsheim lag in der Kurpfalz aber mit der Regierung des Kurfürsten hatten die Dörfler wenig Berührung. Die nordpfälzische Region, das Land zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg, war in viele kleinräumige Territorien mit immer anderen Besitzern aufgeteilt, so lernte er frühzeitig die wechselnde Gunst der adligen Herren kennen. 

Nur wenige Fussstunden von Wendelsheim entfernt liegt Mainz, damals Hauptstadt des gleichnamigen katholischen Erzstiftes. Es erscheint uns eine reizvolle Aufgabe die Entwicklungen in dieser Stadt zwischen Laukhard´s Geburtsjahr 1757  und der ersten Besetzung von Mainz durch französische Truppen am 22. Oktober 1792 darzustellen und dadurch die Zeit der Aufklärung plastisch werden zu lassen.

Der Erzbischof (EB) Johann Friedrich Karl von Ostein regierte von 1743-1763. Zu Beginn seines Pontifikats änderte er einiges im Kurstaat, insbesondere die wirtschaftlichen Strukturen und das Geistesleben.

Der Einfluss des Staatsministers von Station, ein begeisterter Anhänger der französischen Aufklärung, wurde deutlich.  Während es zu Kriegen und dem verstärkten Dualismus zwischen Österreich und Preußen kam setzte in der Innenpolitik ein Reformprozess ein. In dem fast industrielosen Land wurde die Wirtschaft merkantilistisch ausgerichtet, Verwaltung und Regierung modernisiert, es folgten der Ausbau von Straßen und Wasserwegen sowie die Reform des Rechtswesens. Die Mainzer Universität wurde reformiert und verbessert, damit einher ging der Versuch die Jesuiten zurück zu drängen. Der EB jedoch bliebt stets ein Freund und Beschützer des Ordens. Trotz wichtiger Verbesserungen  galt das Erzstift in den Augen der Aufklärer als reaktionär und rückständig.

Unter EB Emmerich Josef von Breidbach-Bürresheim (1763-1774) wurde an dem aufgeklärten Reformprogramm entschieden festgehalten. Es bezog sich erneut auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik, großer Wert lag auf der Volksfürsorge und der Armenbetreuung. In der Schul- und Klosterpolitik war er sehr rigoros ebenfalls gegenüber den Jesuiten. Er gilt als positiver Vertreter der katholischen Aufklärung. Unter Kurfürst Friedrich Karl Josef von Erthal ( 1774-1802) kam es zunächst zur Restauration, dann aber zu einer Fortsetzung der Politik seines Vorgängers. So erhielt die Universität eine neue Verfassung,  fortschrittliche Professoren wie z.B.  Dorsch und Blau wurden berufen. Der EB verlor ab 1787  seinen reformatorischen und politischen Elan, allerdings berief er 1788 Georg Forster zum Bibliothekar nach Mainz.1) Im folgenden soll auf die Träger der „Aufklärung“ hingewiesen werden. Die geheimen Zirkel. Da ist z.B. „ der Professor mit Charisma“ zu nennen (beispielsweise die o.g.), der einen großen Einfluss auf seine Studenten besitzt, „Mainz besaß neben mehreren vertrauten Privatzirkeln auch Sozietäten, in denen sich Aufklärer versammelten. Hierzu zählte die Freimaurerloge, der Illuminatenorden oder die beiden Lesegesellschaften.“ 2) Deren Einflüsse waren vermutlich hoch, sie waren sehr offen und weit  verbreitet. „In Bremen zum Beispiel bestanden zu Beginn der 1790er Jahre 36 solcher Lesegesellschaften. In ihnen vollzog sich durch die gemeinsame Lektüre und Meinungsbildung am greifbarsten die Herausbildung einer politischen Öffentlichkeit.“3) Hier ist auch die Bedeutung von Franz H. Bispink zu nennen, des Verlegers und Beraters von Laukhard, der in Halle u.a. eine akademische Lesebibliothek unterhielt.

Wir wollen zum Ende dieser Ausführung die Rolle von Friedrich. C. Laukhard beleuchten und zitieren aus dessen Biographie. „… . Alle diese Beobachter und Reformer wirken – in Deutschland zum ersten Mal – zusammen bei der Bildung kollektiver Anschauungen:  „der öffentlichen Meinung“. … Der Begriff des  Aufklärers schlechthin deckt sich natürlich nicht mit der kleinen Zahl von produktiven Denkern wie – um nur deutsche zu nennen – Wolff oder Kant oder Lessing oder Lichtenberg, … .  Die didaktische Energie, die für diese ungeheure Erziehungsaufgabe erforderlich war, wurde von der Aufklärung auch wirklich entwickelt, eine Zwischenschicht von mittleren Schriftstellern schaltete sich zwischen Gelehrte und Ungelehrte, trug ihre Ergebnisse in die Breite und richtete sie für die Fassungskraft der Bürger ein. …

 

Laukhard war von Wesen und Temprament ein Aufklärer. Dieser menschliche Typ ist zu allen Zeiten vorhanden, doch im 18. Jahrhundert dominierte er und  übernahm eine geschichtliche Aufgabe… Was der Bürger an Lebensorientierung brauchte, war nicht der sensible Entwurf aus hochorganisierten Gehirnen, sondern eine populäre Auslegung: Regeln, Leitsätze, ein deutlicher Begriff dessen was nützlich und was verwerflich war.

Einbezogen in dieses Geschäft der Popularisierung und Aktivierung aufklärerischen Gedankengutes hat man sich Laukhard zu denken.“ 4)

Literatur:

1) Das Bistum Mainz, F. Jürgensmeier, Ffm 1988/ 2) Felix Anton Blau, J. Schweigard, Obernburg 2007/

3) Kleine deutsche Geschichte, Stuttgart 2006/ 4) Friedrich Christian Laukhard 1757-1822, Dr. R. Wilhelm, Alzey 2002/ 5)Georg Forster 1754-1794, Frankfurt/M. 1976/

6) Wikipedia: Begriffsherkunft Aufklärung

 

 

Richard Luley Heppenheim Juni 2012

 

Entwicklungslinien in der Spätaufklärung

von Richard Luley - September 2014

 

Die Trullianer fühlen sich Friedrich Christian Laukhard, einem geborenen Wendelsheimer, in besonderer Weise verbunden. In dem Band „Aufklärung, Tendenzen  - Autoren - Texte“ von Michael Hofmann werden die Absichten der Spätaufklärer, zu denen auch Laukhard gehörte, sehr deutlich benannt und vermitteln ein sehr plastisches Bild ihres Wirkens.

Als Spätaufklärung bezeichnet man Tendenzen der Literatur ab 1770. Diese Gruppe heterogener Autoren blieb bei ihrer Meinung, dass eine Fortsetzung der kritischen Analyse konkreter Verhältnisse und Verhaltensweisen unverzichtbar sei. Charakteristisch für den Geist der Spätaufklärung sind autobiographische Texte, die die Abhängigkeit des Einzelnen von den sozialen und ökonomischen Bedingungen der feudalen Gesellschaft benennen. Hier ist besonders der Schweizer Ulrich Bräker zu nennen, er beschreibt wie weit die soziale Wirklichkeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von den Idealen der Aufklärung entfernt war. In seiner Beschreibung der Schlacht von Lowositz zeigt er in einer „Geschichte von unten“ die Schrecken des Krieges. Festzuhalten ist der realistische Charakter der spätaufklärerischen Texte, im Gegensatz zu der Weimarer Klassik mit ihrer Tendenz zur Idealisierung und Stilisierung. Es war eine andere sprachmächtige Schreibweise vorhanden die sich der praktischen, realen Misere widmete.

F.Chr. Laukhard machte seine Lebensgeschichte zu einem Spiegel der Zeitgeschichte. Ihm geht es wie Bräker nicht vorrangig um die Selbstdarstellung und narzisstische Beschäftigung mit dem eigenen Ich, nein, es sollen die Widersprüche der Epoche klar zum Ausdruck kommen. Bspw. das rüde Leben der Studenten an den dt. Universitäten und der dort bestehenden geistigen Enge, das Elend der bäuerlichen Bevölkerung und der Verkauf von Landeskindern als Soldaten nach Amerika. „Typisch für die Literatur der Spätaufklärung erscheint dabei zweierlei: Einerseits bleibt der aufklärerische Impuls wirksam, der den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ fordert . . . andererseits verweigert sich Laukhard jeder Synthetisierung von Widersprüchen und jeder optimistischen Hoffnung auf eine Überwindung der eindringlich beschriebenen Mißstände.“ 1)

Ähnlich wie Bräker bemüht sich Laukhard um eine realistische Darstellung der Kriegsgreuel,   er ist ja Teilnehmer des Feldzuges gegen das revolutionäre Frankreich und später unmittelbarer Zeuge der Revolutionszeit in Frankreich. „Laukhards desillusionierte skeptische Grundhaltung, die als ein typischer Grundzug der Spätaufklärung anzusehen ist, bringt ihn in eine skeptische Distanz zu den gewaltsamen Ausbrüchen, die den Verlauf der Französischen Revolution kennzeichnen. Trotz seiner Sympathie für die Opfer der feudalistischen Politik wird er letztlich nicht zum aktiven Jakobiner, sondern bemüht sich um die unparteiische Objektivität eins Augenzeugen, der lediglich Partei ergreift für die Leidenden, sich aber jeglicher Legitimierung von Gewaltherrschaft verweigert.“ 2)

                                                                   

Der gewaltsame Umsturz des politischen Systems in Frankreich stand in der Tradition der Aufklärung; die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, von Demokratie und Menschenrechten ließen sich aus den Schriften der Aufklärer ableiten. Daneben gab es aber auch ein evolutionäres Denken das auf eine langsame, gewaltlose Entwicklung auf Erziehung und schrittweise Aufklärung von Herrschern und Volk setzte. Hofmann schreibt, „ . . . ist Laukhards Versuch, die Ereignisse mit Unpartheilichkeit zu beurteilen, die bemerkenswerte Bemühung eines Außenseiters, die abstrakte Position einer ohne Bezug auf die konkreten Verhältnisse urteilenden Vernunft zugunsten einer differenzierten Bewertung der politischen Verhältnisse und Konstellationen zu überwinden:“ 3)

Laukhard bemüht sich als „Menschenfreund“ die konkreten  politischen und sozialen Verhältnisse zu untersuchen und dann die Frage zu stellen, ob sich die Gewaltausbrüche als Folge der Unterdrückung von Freiheit im feudalistischen System verstehen lassen.

Hofmann verweist auf die Übereinstimmung Laukhards mit Wieland der sich ebenfalls für eine vorurteilsfreie und sachgerechte Beurteilung der Französischen Revolution einsetzte obwohl dieser persönlich seit 1792 eine eher negative Haltung besaß. Er verweist schließlich  auf Georg Forster der zeigte, dass sich aufklärerische Reflexion und politische Praxis nicht ausschließen. Doch das ist eine neue, spannende Figur, ebenfalls mit der Stadt Mainz eng verbunden über die es zu berichten lohnte.

 

 

 

 

Zu 1) Hofmann, Michael „Aufklärung: Tendenzen-Autoren-Texte“ Stuttgart, Reclam 1999,           S. 224

Zu 2)  ebenda, S. 225

Zu 3) ebenda, S. 226 ff.

                                                         

 

 

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