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 Veteranendenkmäler - Napoleonsteine

Bildergalerie

 

Rheinhessische Besonderheiten

 

1. Veteranendenkmäler - Napoleonsteine

 

Kriegerdenkmäler die an die siegreichen Schlachten und an die eigenen Gefallenen erinnern gibt es fast in jedem Dorf.

Eine Besonderheit gibt es aber in Rheinhessen und anderen linksrheinischen Gebieten. Dort gibt es 23 (16 in Rheinhessen) sogenannte Napoleonsteine, die die für Napoleon gefallenen Soldaten ehren, den Überlebenden (Veteranen), aber auch dem Korsen, als feindlichen Feldherrn, ein Denkmal setzen. Inschrift auf dem Mainzer Denkmal

„Den unter Napoleons Fahnen gefallenen Mainzern weihen dieses Denkmal 1834 ihre heimgekehrten Kriegskameraden….“

Die linksrheinischen Gebiete wurden 1801/1802 von Frankreich annektiert und dort wurden Soldaten rekrutiert die für Napoleon kämpfen mussten.  In zahlreichen und siegreichen Schlachten entstand bei den Soldaten eine große, heute nicht mehr verständliche Heldenverehrung, für den französischen Kaiser. Diese Verehrung wurde durch die Niederlage in Russland (etwa 500.000 Tote Soldaten, die toten Zivilisten wurden nicht gezählt), gedämpft. Aber mit der Zeit verblasste die grausame Seite  Napoleons, obwohl viele Kameraden ums Leben gekommen waren und man erinnerte sich zunehmend an die eigenen Heldentaten und die des Feldherrn.  Mit dem Tod von Napoleon 1821 und seines Sohnes (König von Rom / Herzog von Reichstadt) 1832 verstärkte sich die Verehrung und die Taten des rücksichtslosen Eroberers wurden verklärt. Vielleicht trugen auch die schlechter werdenden wirtschaftlichen Verhältnisse und die Wiederherstellung der alten Herrschaftsverhältnisse (Restauration) dazu bei, obwohl in den linksrheinischen Gebieten einige Errungenschaften der französischen Zeit zum Beispiel: Code Civil (Bürgerliches Gesetzbuch) und Gewerbefreiheit erhalten blieben.

Das Hambacher  Fest von 1832 zeigte aber deutlich die Unzufriedenheit der Untertanen. Es gibt aber keinen Hinweis, dass die Veteranen Napoleons verstärkt am Hambacherfest teilgenommen hätten.

 

Ein offensichtlicher Napoleonskult setzte mit der Errichtung des ersten Veteranendenkmals ein.

In Mainz entstand 1833 der Erste Veteranenverein. Anlass war der Tod von zwei Kameraden 1832. Diese konnten aus Sicht der anderen Kameraden nicht würdig beerdigt werden. In Zukunft wollte man die Kameraden, ihren "Heldentaten entsprechend“, ehren  und auch in Notlagen für sie sorgen.

Das erste Veteranendenkmal wurde 1834 am Geburtstag von Napoleon (15. August) auf dem Mainzer Hauptfriedhof eingeweiht. Die Vereinssatzung des Mainzer Veteranenvereins von 1833, wurde zum Vorbild, für die in rascher Folge entstandenen Veteranenvereine. Die letzten Vereine wurden 1850 in Eimsheim und 1852 in Schwabenheim/ Selz gegründet. Auch das, nach einem Entwurf vom Bilderhauer  F.H. Scholl errichtete Mainzer Denkmal, war Vorbild für viele andere Napoleonsteine.

In Rheinhessen entstanden bis 1852 weitere 15 Napoleonsteine (Oppenheim, Hechtsheim, Gonsenheim, Kastel, Ober-Olm, Bingen, Wöllstein, Flonheim, Wörrstadt, Alzey, Groß-Winternheim, Westhofen, Pfeddersheim, Worms und Eimsheim.

Um nicht mit dem herrschenden System zusammenzustoßen feierte man zum Beispiel in Mainz das Stiftungsfest am Geburtstag des Großherzogs und ließ ihn als ersten hochleben. Die Hechtheimer Veteranen vermerkten auf dem Denkmal, dass es unter der glorreichen Regierung Ludwig des II. - Großherzog von Hessen und bei Rhein errichtet wurde. Die Inschrift auf dem Denkstein in Westhofen zeigt deutlich die eigene Heldenverehrung und die des Kaisers und gleichzeitig aber auch die Huldigung an den derzeit Herrschenden.

                  

                  Denkstein der Veteranen

        WESTHOFEN UND UMGEBUNG

  ZUM ANDENKEN DIE WÄHREND DER EPOCHE DER

GROSEN WELTEREIGNISSEN von 1793 DER FRANZÖSISCHEN

REPUBLIK UND UNTER DES GROSEN KAISERS Napoleons

FAHNEN GEDIENTEN UND WIEDER IN IHRE HEIMATH

1814 ZURÜCK GEKEHRTEN VETERANEN, WEIHEN IHREN

 AUF DEM FELDE DER EHRE GEFALLENEN KRIEGS

   KAMERADEN DIESES DENKMAL IM JAHR 1847

        Errichtet unter der Regierung Sr

    Königlichen Hoheit Ludwigs II Großherzogs

        von Hessen und bei Rhein……….

 

Mit dem Tod der Veteranen und dem Sieg über Napoleon III. 1870/71 verloren die Vereine ihre Basis und lösten sich nach und nach auf.

 

Die Denkmäler wurden in Rheinhessen bis auf Gonsenheim (Pfarrer-Grimm-Anlage - in der Nähe gibt es das beste Eis von Mainz) und Westhofen (Marktplatz) auf Friedhöfen errichtet und sind dort heute noch zu sehen. Der Mainzer Stein auf dem Hauptfriedhof  (Aureus) wurde aufwändig restauriert und strahlt mit seinem goldenen Helm schon von weitem. Der Eimsheimer Stein schlummert in einem geheimnisvollen Wäldchen und ist dem Verfall dahin gegeben. Die meisten Steine sind aber in einem guten Zustand und sehenswert.

 

Den heutigen Betrachter mögen die Napoleonsteine daran erinnern, dass alles anders hätte kommen können und wie schnell der Mensch bereit ist zu vergessen, wenn genug Glorienschein vorhanden ist. Vielleicht würden wir heute französisch sprechen und würden selbstverständlich „Fisimatent/ en als Einladung ins Zelt verstehen und nicht im deutschen Sinne als wertloser Zierrat.

Auf jeden Fall lohnt es sich den einen oder anderen Veteranenstein aufzusuchen und sich mit der Materie zu beschäftigen. Man entdeckt dabei Rheinhessen und kann vor Ort, beim Winzer, den immer besser werdenden Rheinhessenwein entdecken und genießen.

 

Mainz  - September 2012

Alfons Lauzi

 

 

Quellenangaben:

Der Napoleonskult in der Pfalz, Walther Klein, München und Berlin 1934;

Wikipedia - Veteranendenkmäler, Napoleonsdenkmäler, Napoleonskult in der Pfalz

Internetauftritt: Historischer Verein Ingelheim - Französische Republik und Napoleon;

 

 

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