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Weinbergshaus

Rembis / Wendelsheim

seit 2007 Laukhardtrullo

Bildergalerie

250 Jahre Weinbergshaus "Laukhardtrullo“

in der Gemarkung Rembis/Wendelsheim

In Wendelsheim über der Rübenmühle steht ein granatförmiges Weinbergshaus von respektabler Größe. Obwohl es ca. 5 m hoch ist und einen Durchmesser von 3,5 m hat, ist es im Sommer vom Tal aus nicht zu sehen. Dies mag auch der Grund dafür sein, warum es weniger bekannt ist als das weithin sichtbare“ Weiße Häuschen“ auf dem Schneeberg in Flonheim.
Auf dem Türsturz wird 1763 als das Erbauungsjahr angegeben. Den Namen „Laukhardtrullo“ bekam das Weinbergshaus erst vor fünf Jahren (2007) von den „Trullianern“. Wir Trullianer sind acht Männer, die meisten davon im gesetzten Alter und alle Freunde Rheinhessens, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Trullo zu retten. Vor sieben Jahren war der Trullo umgeben von meterhohen Hecken, die teilweise schon im Mauerwerk wurzelten.
Seit etwa 1960 spricht man beim Anblick der runden, gewölbten Weinbergshäuser in Rheinhessen nicht mehr von Wingertsheisjer, oder Schitzehitte sondern von Trullo (einer) oder von Trulli (mehrere).
Diese Begriffe stammen aus Apulien in Italien und bezeichnen dort die aufgesetzten Gewölbe der Häuser einfacher Leute. Die meisten Weinbergshäuser/Trulli dienten als Schutzhütten für die Winzer und die Wingertsschützen. Der Trullo am Rembis wurde wahrscheinlich von Philipp Brandenburger, einem Müller der Rübenmühler als Gartenhaus gebaut. Die Initialen auf dem Türsturz legen diesen Schluss nahe:
17-Phi - BB-63.
Warum baute sich ein Müller ein so imposantes Gebäude in unmittelbarer Nähe zu seiner Mühle? Vor 250 Jahren war der Südhang über dem Wiesbachtal komplett mit Reben bepflanzt und man hatte auch auf halber Höhe einen guten Blick nach Wendelsheim und Uffhofen. Man konnte also von dort die Weinbergshut verrichten. Allgemein zugänglich war das Haus allerdings nicht, es hat eine verschließbare Tür und Fensterläden. Der Müller nutzte es wahrscheinlich als Gartenhaus. Vielleicht eiferte er aber auch den Fürsten nach und setzte sich eine“ Liebeslaube“ auf den Hang. Schäferspiele waren damals modern und statt einer Burgruine baute sich der Müller ein exotisches Häuschen auf den Weinberg. Als bauliches Vorbild diente dem Müller wahrscheinlich das“ Weiße Häuschen“, welches sechs Jahre vorher gebaut wurde.
Das immer wieder gehörte Gericht, apulische Wanderarbeiter hätten aus Heimweh in Rheinhessen die ersten Trulli gebaut, ist nur eine schöne Geschichte und wird sich deshalb weiterverbreiten. Die Wahrheit ist vermutlich banaler: Holzmangel, mutwillige Zerstörung von Weinbergen samt Hütten und eine neue Vorschrift für die Weinbergshut führten zu dem Bau von runden Weinbergshäusern mit Kuppeln aus Steinen. Vorbilder für diese Bauart gibt es in der näheren Umgebung zum Beispiel den Wartturm in Erbenheim, vier Türme der Stadtmauer in Ingelheim und die Turmspitzen der so genannten Heidentürme in den rheinhessischen Orten Alsheim, Guntersblum, Worms und Dittelsheim. Kragewölbe wie beim Laukhardtrullo können auch weniger geübte Maurer fertigen.  Zwei Drittel eine Steines liegen auf der Mauer ein Drittel ragt heraus. Jeder der mit Legosteinen schon einmal ein Dach gebaut hat kennt diese Kragtechnik. Die Trulli in Rheinhessen sind im Gegensatz zu den apulischen Trulli mit Mörtel gemauert.

Warum heißt das Weinbergshaus in der Gemarkung Rembis nun Laukhardtrullo? Die Bezeichnung Trullo ist für dieses Weinbergshaus mit seinem typischen Zippo (Abschlussstein) nach den soeben gemachten Erläuterungen selbstverständlich. Und Magister Laukhard der berühmteste Sohn Wendelsheim, bietet sich als Namensgeber an. Zu einem schildert er in seiner mehrbändigen Autobiografie “Leben und Schicksale“ (1792-1802) die damalige Zeit sehr lebendig und realistisch, so dass wir uns ein gutes Bild vom einstigen Leben in unserer Region machen können. Zum anderen ist er sicherlich als sechsjähriger Bub bei dem Bau des Trullo oft vor Ort gewesen, ist also sozusagen ein Zeitzeuge.

Friedrich Christian Laukhard wurde 1757 in Wendelsheim als Sohn des dortigen Pfarrers geboren und führte ein interessantes und launiges Leben. Er kann als Spätaufklärer bezeichnet werden der dem einfachen Volk die neuen Erkenntnisse der damaligen Zeit greifbar näher brachte. Ein Aufklärer der die Menschen aus ihrer“ selbstverschuldeten Lage“ befreien wollte. Wer mehr über diesen interessanten Menschen (Pfarrer, Magister, Schriftsteller, Soldat bei den Preußen und Franzosen und und und) wissen will, möge die Webseite der Laukhard Gesellschaft (www. Laukhard.de) aufrufen.

Das Weinbergshaus ist vom Fußboden bis zur Spitze des Zippos ca. 5 m hoch, es hat einen Innendurchmesser von 2,30 m und die gemauerten Wände sind über 50 cm dick. Wenn man direkt vor ihm steht wirkt er noch größer, weil man eine Treppe hoch gehen muss. Im spitzkegellichem Dach hat er vier Dreiecksluken. Weiterhin hat er zwei Fenster mit Gewändern und Läden, sowie einer Eingangstür die ebenfalls mit Gewänder einfasst ist. Zum Berg hin hat er eine "Schießscharte".
In der Vergangenheit war das Weinbergshaus verschlossen und wurde deshalb auch mehrfach aufgebrochen. Dadurch wurden die Gewänder an der Eingangstür beschädigt. Wir lassen den Trullo offen, so dass er nicht noch mehr beschädigt wird.
Im Winter beherbergt der Trullo Tausende von Marienkäfer die dort ihr Winterquartier nehmen.

 

Januar 2014

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